52° Nord / Berliner Morgenpost/ Text : Gabriela Walde

 

Wer an der Regattastraße 11 vorbeifährt oder läuft, sieht schon von Weitem das alte, grüne Pförtnerhäuschen leuchten.

Es ist ein sympathisches Relikt aus DDR-Zeiten, als auf dem Areal noch die VEB Berlin-Chemie ihren Standort hatte, dort wurde damals die Pille des Ostens produziert. Der kontaminierte Boden ist saniert und nun wächst dort mit direktem Dahme-Blick ein neues, offenes Wohnquartier namens „Nord 52“ in Grünau.

Auf 100.000 Quadratmetern entwickelt die Buwog 800 Wohnungen, die meisten sind Eigentum, 85 Einheiten werden vermietet. 10,50 Euro bis 15 Euro kalt kostet der Quadratmeter. Noch liegt der urbane Häuserkomplex wie ein Ufo am Wasser, doch das wird sich ändern, sobald alle Einheiten bezogen sind und Leben einkehrt.

Das Maritime ist Programm

Das Wasser als Motiv durchzieht die gesamte Anlage.

Herzstück des Ensembles ist das einladende „Seefeld“, ein 6000 Quadratmeter großes Wasserbecken, das sich aus dem Regenwasser der umliegenden Townhäuser und Wohnungen speist.

Die Wohneinheiten tragen Namen wie Admirals-, Kompass- oder Kapitänshaus. Irgendwo schwimmt tatsächlich ein wildes Enten-Pärchen und Goldfische sieht man im Schwarm. Die vielen Sumpfpflanzen, die den künstlichen See am Rand einfassen und den Eindruck von Natur geben, reinigen es. Die Technische Universität (TU) begleitet das Projekt per Monitoring, um die Wasserqualität zu prüfen.

Überall zwischen den Häusern gibt es Beete mit heimischen Gräsern und Wasserpflanzen, die Architekten haben sehr auf einen „grünen Fingerabdruck“ geachtet.

Wer keinen direkten Wasser-Blick hat, schaut immerhin von seinem Balkon oder der Terrasse auf das glitzernde „Seefeld“. Gleich am Eingang zum „Seefeld“ sind Räumlichkeiten für ein Café vorgesehen, das als Nachbarschaftstreff funktionieren kann.

Das Pförtnerhäuschen könnte sich vielleicht bald in eine Weinbar verwandeln.

Die Idee ist charmant.

Quartierseigener Kindergarten ist fast fertig

Die 600 Meter lange, öffentliche Ufer-Promenade ist durch Quartiersstraßen von der Regattastraße aus zu erreichen. Am Wasser sind alte Bootsanleger zu sehen, doch die Renovierung muss noch mit dem Bezirk abgestimmt werden.

Auch einen frei zugänglichen Wasserspielplatz mit Brunnen gibt es, doch hier wird es wohl mit der Haftung nicht ganz einfach sein. Fast fertig ist der quartierseigene Kindergarten – eine Vorgabe des Bezirks – der für 80 Kinder ausgerichtet ist.

Nicht nur wegen der Hybridbauweise trägt der „Admiralsfalter“ den Stempel „Öko“, die verwendeten einheimischen Holzarten sind unbehandelt.

Und weil man energetisch baut, wurde auch ein autarkes Blockheizsystem, das eigene Wärme produziert, eingebaut. Installiert sind zudem die ersten Ladestationen für E-Autos. Die Stellplätze der Kompasshäuser verfügen alle über eigene E-Zähler.

Der Bau der architektonisch unterschiedlich geplanten Wohnkomplexe erfolgt in Etappen, wobei durch die individuelle Gestaltung der Gebäude kleine Nachbarschaften entstehen. Jede Einheit hat ihren Architekten und somit einen anderen Stil.

Die Torhäuser direkt am Wasser etwa präsentieren ineinander verschobene Etagen, die Fassaden sind aus schönem, werthaltigem Douglasienholz gefertigt, das Material hat den Ruf, edel zu altern.

Die Hälfte der Gebäude ist mittlerweile fertig.

Als neuester Bauabschnitt in Planung ist die Trias „The View“, die drei Häuser ergänzen die Torhäuser in der direkten Wasserlage.

Das Gebäude in der Mitte schmücken Balkone, die aussehen wie schwebende Stege, an Seilen fixiert. Das wirkt sehr luftig und transparent, nur gibt es keine Begrenzung zu den Balkonen der Nachbarn. Man muss diese sommerliche Lebensform zum Wasser hin lieben – oder eben nicht.

2023 soll “52° NORD“ endgültig abgeschlossen sein.